Neuer Ansatz in der Kirchen-Raumakustik - Verbesserte Sprachverständlichkeit durch optimierte Schallreflexion

Gute Raumakustik in Kirchengebäuden stellt Planer und Akustiker immer wieder vor große Herausforderungen: Einerseits bestehen hohe Anforderungen an die Sprachverständlichkeit sowie die Raumakustik für Orgel und Gesang. Andererseits sind  raumgestalterische Veränderungen oftmals unerwünscht. Im vorliegenden Fall wurde in einer Pfarrkirche St. Laurentius in Aachen die Sprachverständlichkeit bemängelt, die Akustik für Musikdarbietungen hingegen wurde als sehr gut empfunden. Die SWA entwickelte für dieses spezielle Problem einen völlig neuen Ansatz mit Mini-Lautsprechern.

Ausgangslage

In der Kirche St. Laurentius in Aachen-Laurensberg war die Sprachakustik derart schlecht, dass ein Vortragender zuweilen sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Trotz einer genutzten hochwertigen elektroakustischen Anlage war es in einem größeren Bereich kaum möglich, die

einzelnen Worte des Vortragenden zu verstehen. Dem Vortragenden selbst stand die ungünstige Raumakustik entgegen, weil das raumakustische Feedback (der ‘Schallrückwurf‘) sehr nachteilig war und damit das eigene Wort ‘versalzen‘ erschien. Die Raumakustik für musikalische Darbietungen wurde hingegen als sehr gut empfunden. Das Kernproblem war eine Schallfokussierung, hervorgerufen durch die zu niedrige Gewölbeanordnung. 

Vorgehensweise

Eine erste Bestandsaufnahme durch die SWA ergab, dass die Nachhallzeiten in dem nicht allzu großen Kirchenraum extrem lang waren. Insbesondere für Sprachdarbietungen waren die Nachhallzeiten im Frequenzbereich zwischen 125 bis 800 Hz sowie die starken Reflektionen bei der Schallausbreitung sehr ungünstig. Die angestrebte Nachhallzeit sollte zwischen 2,5 und 3 Sekunden liegen. Eine mögliche Lösung mittels eigens von der SWA entwickelter Spezial-Schallabsorber wurde von der Gemeinde abgelehnt, da man sowohl die optische Veränderung als auch deren Einfluss auf die Raumakustik für Orgel und Gesang fürchtete.

 

Lösung


Eine neue Philosophie musste her. Die SWA startete Versuche mit verschiedenartigen Lautsprechern. Ein Ansatz war ein Lautsprecher ohne und mit extremer Richtcharakteristik. Die Wirkung dieser Lautsprecher erwies sich allerdings als sehr ungünstig, weil sich kritische Laufzeitdifferenzen stark bemerkbar machten.

Der zweite Ansatz war ein Mini-Lautsprechersystem. Die Anordnung erfolgte so, dass der Direktschall vor dem Lautsprecherschall den Hörer erreicht und die jeweilige erste Schallreflexion gegenüber dem Direktschall eine Schallwegdifferenz von < 8 m hat, sodass viele nützliche Schallanteile auftreten. Die Seil- und Kabelführungen wurden jeweils durch einen “Schlussstein“ in einem Decken-Teilgewölbe realisiert. Die Lautsprechergehäuse sind so konzipiert, dass ein akustischer Kurzschluss für tiefere Frequenzen herstellbar ist, weil tiefere Frequenzen – bei der Sprache in der Kirche – offensichtlich unerwünscht sind.

Hierdurch wurde die Sprachverständlichkeit deutlich verbessert.
Auf Wunsch der Pfarrgemeinde wurden daher zwei Mini-Lautsprechersystemen an verschiedenen Positionen im Kirchenraum installiert und mehrfach in der Wirkung kontrolliert. Die unerwünschten Schallfokussierungen wurden durch geschickt angeordnete Reflektoren unterdrückt. Diese Maßnahme führte zu einer deutlichen Verbesserung der Sprachverständlichkeit ohne jeglichen Einfluss auf die Raumakustik für Gesang und Orgel zu nehmen.


Die Mitarbeiter der SWA sind sehr kompetent und flexibel auf unsere Wünsche eingegangen. Die individuell für uns entwickelte Audio-Lösung hat die Raumakustik erheblich verbessert. Die Menschen kommen in die Kirche, um das Wort Gottes zu hören und früher kam diese Botschaft oftmals nicht an. Jetzt endlich ist die Raumakustik so gut, dass die Predigt von allen verstanden wird. Die verschiedenen Mini-Lautsprecher und deren einfache Handhabung sind für uns die ideale Lösung, auch deshalb, weil durch sie nicht das Kirchenbild beeinflusst wird. Darüber sind wir alle sehr glücklich!

Josef Voß

(Pfarrer)

 

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